ehemalige Curlerin 

Roxane Héritier 

Mehr als die Hälf­te ihres Lebens hat Roxa­ne Héri­tier fürs Cur­ling gebrannt – natür­lich tut sie das immer noch, jedoch nicht mehr aktiv auf dem Eis. Sie hat sich dazu ent­schie­den, neue Her­aus­for­de­run­gen und Zie­le anzu­ge­hen und sich ande­re Fähig­kei­ten anzu­eig­nen und wei­ter­zu­ent­wickeln. So liegt ihr Fokus nicht mehr beim Cur­ling, son­dern in der Aus- und Wei­ter­bil­dung und wei­te­re neue Sport­ar­ten. Die ange­hen­de Psy­cho­lo­gin hat gera­de ein Prak­ti­kum als Werk­stu­den­tin im Human Res­sour­ce bei der Zürich Ver­si­che­rung abge­schlos­sen; da woll­ten wir natür­lich wis­sen, wie es ihr dabei ergan­gen ist, wie ihr Weg wei­ter geht und was sie aus den vie­len Jah­ren des Cur­lings ins «Leben danach» mit­nimmt. 

Bei der Zürich Ver­si­che­rung bin ich in eine für mich unbe­kann­te, neue Welt ein­ge­taucht. Bis­her habe ich fast nur in der Sport­bran­che gear­bei­tet.  Bei der Zürich Ver­si­che­run­gen durf­te ich neue Per­sön­lich­kei­ten ken­nen­ler­nen und Erfah­run­gen von Leu­ten aus einem für mich kom­plett neu­em Gebiet sam­meln.   

Ich befin­de mich gera­de in einem Lebens­ab­schnitt, wo ich mög­lichst vie­le ver­schie­de­nen Din­ge aus­pro­bie­ren will, um so her­aus­zu­fin­den, was mir liegt und wo mein Weg hin­ge­hen soll.   

Eine gros­se Her­aus­for­de­rung war, her­aus­zu­füh­len, was von mir ver­langt wird; und das in einem Gebiet, das ich noch nicht kann­te. Wo kann es hin­ge­hen und was muss ich tun, um dort hin­zu­ge­lan­gen? Im Sport wuss­te ich meist, was ich zu tun habe, umso mehr habe ich es geschätzt, dass bei der Zürich Ver­si­che­run­gen alles so gut orga­ni­siert war. Die gut struk­tu­rier­ten Pro­zes­se und die enge Zusam­men­ar­beit mit mei­nen Vor­ge­setz­ten haben mir den Ein­stieg enorm erleich­tert.   

Mei­ne pri­mä­ren Auf­ga­ben­ge­bie­te waren die Admi­ni­stra­ti­on ver­schie­de­ner HR-Pro­zes­se. Her­aus­he­ben wür­de ich aber ger­ne mei­ne Auf­ga­be als HR-Bot­schaf­te­rin. Jede HR-Abtei­lung- mei­ne war die Admi­ni­stra­ti­on- hat­te eine eige­ne Ansprech­per­son, die Mit­ar­bei­ter­be­fra­gun­gen durch­füh­ren und die Anlie­gen der Mit­ar­bei­ten­den ver­tre­ten durf­te.   

Nicht nur Roxa­ne hat­te eine gros­se Freu­de dar­an, son­dern auch ihre Che­fin Oli­via Blatt­ner war von ihrer Her­an­ge­hens­wei­se begei­stert: «Roxa­ne hat sich sofort auf die­se Zusatz­stel­le als HR-Bot­schaf­te­rin bewor­ben, was nicht selbst­ver­ständ­lich ist. Ihre unvor­ein­ge­nom­me­ne Art, das gros­se Inter­es­se an der Mate­rie und ohne Berüh­rungs­äng­ste auf die Leu­te zuzu­ge­hen, hat mir sehr impo­niert. Sie hat mit einer Leich­tig­keit ihre Vor­ge­setz­ten mit Fra­gen kon­fron­tiert und kei­ne Ant­wor­ten gescheut.»  

Ich den­ke, ich habe das bewusst oder eben auch unbe­wusst von mei­ner Zeit als Ath­le­tin mit­ge­nom­men. Auch da habe ich immer ver­sucht in Lösun­gen zu den­ken und zu stets wel­che zu fin­den. Vom Cur­ling bin ich es mir auch gewohnt, mit Ver­än­de­run­gen umzu­ge­hen und auf Zie­le hin­zu­schaf­fen. Auch wenn es immer wie­der Pha­sen gibt, in denen es nicht ganz rund läuft, darf man nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.  

Bei der Zürich Ver­si­che­run­gen gab es immer wie­der Ver­än­de­run­gen und Pro­zes­se, die ange­passt wur­den. Auch da war es für mich ent­schei­dend, die neu­en Din­ge anzu­neh­men und über­legt dar­auf zu reagie­ren.   

Die Psy­cho­lo­gie hat mich schon immer fas­zi­niert. Im Cur­ling hat­ten wir sehr viel mit Men­tal­trai­nern und Sport­psy­cho­lo­gen zu tun. Gera­de da ist es wich­tig, dass man den Puls ruhig hält und sich direkt wie­der auf den näch­sten Stein fokus­siert. Im Cur­ling muss man sei­ne Ner­ven stän­dig unter Kon­trol­le haben, weil das Gefühl beim Wer­fen des Steins ent­schei­dend ist.  

Mein Wis­sen vom Stu­di­um konn­te ich teil­wei­se direkt ein­flies­sen las­sen und anwen­den. Wie gebe ich Feed­back, wem gebe ich Feed­back und wie neh­me ich es ent­ge­gen. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Team spielt eine ent­schei­den­de Rol­le; nicht nur im Sport, son­dern auch bei der Arbeit.   

Ich kann mir sehr gut vor­stel­len, spä­ter ein­mal selbst in der Sport­psy­cho­lo­gie zu arbei­ten, da mein Herz für den Sport brennt. Ich bin im Cur­ling-Sport zu Hau­se und habe alle Erfah­run­gen selbst durch­lebt, des­halb könn­te ich mein Wis­sen wahr­schein­lich am gewinn­brin­gend­sten wei­ter­ge­ben. Ich bin jedoch an vie­len Sport­ar­ten inter­es­siert und fän­de genau den Aspekt der Viel­falt sehr span­nend. Jede Sport­art und jede Athlet:in hat ande­re Bedürf­nis­se und bringt ande­re Vor­aus­set­zun­gen mit. Das stellt auch mich immer wie­der vor eine neue Her­aus­for­de­rung.  

Wei­ter habe ich für mich her­aus­ge­fun­den, dass mir das Coa­ching eben­falls sehr liegt. Ich durf­te zwei Jah­re lang die U‑Nationalmannschaft der Cur­le­rin­nen trai­nie­ren, was mir sehr viel Freu­de berei­tet hat. Aber auch da muss­te ich erfah­ren, dass man die­ses Amt nicht nur mit hal­ber Ener­gie bestrei­ten kann. Das Team war sehr ambi­tio­niert und ich muss­te bei­na­he so viel Zeit auf­wen­den, wie als ich selbst noch aktiv war. Da habe ich mich ent­schie­den, die­ses Amt wie­der auf Eis zu legen – even­tu­ell könn­te ich es zu einem spä­te­ren Zeit­punkt wie­der ange­hen, wenn ich mein Stu­di­um been­det habe.  

Mei­ne beruf­li­che Lauf­bahn war auch der Grund, wes­halb ich mich ent­schlos­sen habe, 2020 mit dem Cur­ling auf­zu­hö­ren. Mein Team war in der Top 15 der Welt. Um aber noch­mals Plät­ze nach vor­ne gut­zu­ma­chen, hät­ten wir noch­mals viel mehr inve­stie­ren müs­sen. Um es bild­lich zu machen; wir hät­ten nicht 1.5h pro Tag Stei­ne schies­sen müs­sen, son­dern bis zu 5h pro Tag. Dies ein­fach, um die Kon­stanz zu erhal­ten, die von der Welt­spit­ze abver­langt wird. Da stand ich vor der Ent­schei­dung «ganz oder gar nicht». Da habe ich mich gegen den Sport  ent­schie­den.  

Ganz auf­hö­ren konn­te ich aber doch nicht. Ich spie­le wie­der in einem Club und habe seit Kur­zem sogar wie­der Spass dabei. Anfangs hat­te ich gros­se Mühe damit zurecht­zu­kom­men, dass ich schlech­ter wer­de. Ich war zuneh­mend fru­striert und konn­te es nicht genies­sen. Doch jetzt habe ich gelernt, damit umzu­ge­hen und ich kann ein­fach die Freu­de am Spiel mit­neh­men.  Ab näch­ster Sai­son wer­de ich sogar wie­der in einem fixen Team spie­len, wo wir semi-ambi­tio­niert in der Schweiz und Euro­pa unter­wegs sein wer­den, jedoch nicht mehr auf Punk­te­jagt gehen. 

Einer­seits gefällt mir dies sehr gut, ande­rer­seits ver­mis­se ich das Cur­ling auf hohem Niveau aber trotz­dem. Pri­mär ist es der Wett­kampf, der mir fehlt. Das Kom­pe­ti­ti­ve. Was ich hin­ge­gen lie­be?  Zeit zu haben, neue Din­ge aus­zu­pro­bie­ren – Squash, Ski­fah­ren, Freun­de tref­fen. Ich kann mich für sehr viel begei­stern, den­noch möch­te ich wie­der das Feu­er fin­den, etwas wofür ich bren­ne und wo es wie­der krib­belt. Auch hier habe ich wie­der­um zwei Her­zen in der Brust: einer­seits emp­fin­de ich dies als sehr anstren­gen­den und ner­vi­gen Pro­zess, ande­rer­seits ist es sehr cool und span­nend.   

Mei­ne Tätig­kei­ten bei der Zürich Ver­si­che­run­gen sind ein wich­ti­ger Bau­stein, um einen wei­te­ren klei­nen Schritt in mei­ner Nach­s­port­kar­rie­re zu bestrei­ten. Nach­dem ich bei der Spit­zen­sport­för­de­rung der Armee für den Bund gear­bei­tet habe, wur­den mir dies­mal Ein­blicke in ein Unter­neh­men von Welt­for­mat gewährt. Lei­der wichen die­se Tätig­kei­ten zu sehr von jenen The­men ab, die ich in mei­nem Psy­cho­lo­gie-Stu­di­um behand­le. Dies hat mich letz­ten Endes dazu bewo­gen, wei­ter­zu­zie­hen. Aktu­ell absol­vie­re ich ein Prak­ti­kum in der Schul- und Bera­tungs­psy­cho­lo­gie.  Ab August 2023 suche ich eine Fest­an­stel­lung in einem 40–50% Pen­sum, wel­ches sich gut mit mei­nem Master­stu­di­um ergänzt.