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Roxane Héritier, ehemalige Curlerin, bei Zurich Schweiz
ROXANE HÉRITIER, EHEMALIGE CURLERIN
Curling und das «Leben danach»
04 / 2023
Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Roxane Héritier fürs Curling gebrannt – natürlich tut sie das immer noch, jedoch nicht mehr aktiv auf dem Eis. Sie hat sich dazu entschieden, neue Herausforderungen und Ziele anzugehen und sich andere Fähigkeiten anzueignen und weiterzuentwickeln. So liegt ihr Fokus nicht mehr beim Curling, sondern in der Aus- und Weiterbildung und weitere neue Sportarten. Die angehende Psychologin hat gerade ein Praktikum als Werkstudentin im Human Ressource bei der Zürich Versicherung abgeschlossen; da wollten wir natürlich wissen, wie es ihr dabei ergangen ist, wie ihr Weg weiter geht und was sie aus den vielen Jahren des Curlings ins «Leben danach» mitnimmt.
Bei der Zürich Versicherung bin ich in eine für mich unbekannte, neue Welt eingetaucht. Bisher habe ich fast nur in der Sportbranche gearbeitet. Bei der Zürich Versicherungen durfte ich neue Persönlichkeiten kennenlernen und Erfahrungen von Leuten aus einem für mich komplett neuem Gebiet sammeln.
Ich befinde mich gerade in einem Lebensabschnitt, wo ich möglichst viele verschiedenen Dinge ausprobieren will, um so herauszufinden, was mir liegt und wo mein Weg hingehen soll.
Eine grosse Herausforderung war, herauszufühlen, was von mir verlangt wird; und das in einem Gebiet, das ich noch nicht kannte. Wo kann es hingehen und was muss ich tun, um dort hinzugelangen? Im Sport wusste ich meist, was ich zu tun habe, umso mehr habe ich es geschätzt, dass bei der Zürich Versicherungen alles so gut organisiert war. Die gut strukturierten Prozesse und die enge Zusammenarbeit mit meinen Vorgesetzten haben mir den Einstieg enorm erleichtert.
Meine primären Aufgabengebiete waren die Administration verschiedener HR-Prozesse. Herausheben würde ich aber gerne meine Aufgabe als HR-Botschafterin. Jede HR-Abteilung- meine war die Administration- hatte eine eigene Ansprechperson, die Mitarbeiterbefragungen durchführen und die Anliegen der Mitarbeitenden vertreten durfte.
Nicht nur Roxane hatte eine grosse Freude daran, sondern auch ihre Chefin Olivia Blattner war von ihrer Herangehensweise begeistert: «Roxane hat sich sofort auf diese Zusatzstelle als HR-Botschafterin beworben, was nicht selbstverständlich ist. Ihre unvoreingenommene Art, das grosse Interesse an der Materie und ohne Berührungsängste auf die Leute zuzugehen, hat mir sehr imponiert. Sie hat mit einer Leichtigkeit ihre Vorgesetzten mit Fragen konfrontiert und keine Antworten gescheut.»
Ich denke, ich habe das bewusst oder eben auch unbewusst von meiner Zeit als Athletin mitgenommen. Auch da habe ich immer versucht in Lösungen zu denken und zu stets welche zu finden. Vom Curling bin ich es mir auch gewohnt, mit Veränderungen umzugehen und auf Ziele hinzuschaffen. Auch wenn es immer wieder Phasen gibt, in denen es nicht ganz rund läuft, darf man nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.
Bei der Zürich Versicherungen gab es immer wieder Veränderungen und Prozesse, die angepasst wurden. Auch da war es für mich entscheidend, die neuen Dinge anzunehmen und überlegt darauf zu reagieren.
Die Psychologie hat mich schon immer fasziniert. Im Curling hatten wir sehr viel mit Mentaltrainern und Sportpsychologen zu tun. Gerade da ist es wichtig, dass man den Puls ruhig hält und sich direkt wieder auf den nächsten Stein fokussiert. Im Curling muss man seine Nerven ständig unter Kontrolle haben, weil das Gefühl beim Werfen des Steins entscheidend ist.
Mein Wissen vom Studium konnte ich teilweise direkt einfliessen lassen und anwenden. Wie gebe ich Feedback, wem gebe ich Feedback und wie nehme ich es entgegen. Die Kommunikation im Team spielt eine entscheidende Rolle; nicht nur im Sport, sondern auch bei der Arbeit.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, später einmal selbst in der Sportpsychologie zu arbeiten, da mein Herz für den Sport brennt. Ich bin im Curling-Sport zu Hause und habe alle Erfahrungen selbst durchlebt, deshalb könnte ich mein Wissen wahrscheinlich am gewinnbringendsten weitergeben. Ich bin jedoch an vielen Sportarten interessiert und fände genau den Aspekt der Vielfalt sehr spannend. Jede Sportart und jede Athlet:in hat andere Bedürfnisse und bringt andere Voraussetzungen mit. Das stellt auch mich immer wieder vor eine neue Herausforderung.
Weiter habe ich für mich herausgefunden, dass mir das Coaching ebenfalls sehr liegt. Ich durfte zwei Jahre lang die U‑Nationalmannschaft der Curlerinnen trainieren, was mir sehr viel Freude bereitet hat. Aber auch da musste ich erfahren, dass man dieses Amt nicht nur mit halber Energie bestreiten kann. Das Team war sehr ambitioniert und ich musste beinahe so viel Zeit aufwenden, wie als ich selbst noch aktiv war. Da habe ich mich entschieden, dieses Amt wieder auf Eis zu legen – eventuell könnte ich es zu einem späteren Zeitpunkt wieder angehen, wenn ich mein Studium beendet habe.
Meine berufliche Laufbahn war auch der Grund, weshalb ich mich entschlossen habe, 2020 mit dem Curling aufzuhören. Mein Team war in der Top 15 der Welt. Um aber nochmals Plätze nach vorne gutzumachen, hätten wir nochmals viel mehr investieren müssen. Um es bildlich zu machen; wir hätten nicht 1.5h pro Tag Steine schiessen müssen, sondern bis zu 5h pro Tag. Dies einfach, um die Konstanz zu erhalten, die von der Weltspitze abverlangt wird. Da stand ich vor der Entscheidung «ganz oder gar nicht». Da habe ich mich gegen den Sport entschieden.
Ganz aufhören konnte ich aber doch nicht. Ich spiele wieder in einem Club und habe seit Kurzem sogar wieder Spass dabei. Anfangs hatte ich grosse Mühe damit zurechtzukommen, dass ich schlechter werde. Ich war zunehmend frustriert und konnte es nicht geniessen. Doch jetzt habe ich gelernt, damit umzugehen und ich kann einfach die Freude am Spiel mitnehmen. Ab nächster Saison werde ich sogar wieder in einem fixen Team spielen, wo wir semi-ambitioniert in der Schweiz und Europa unterwegs sein werden, jedoch nicht mehr auf Punktejagt gehen.
Einerseits gefällt mir dies sehr gut, andererseits vermisse ich das Curling auf hohem Niveau aber trotzdem. Primär ist es der Wettkampf, der mir fehlt. Das Kompetitive. Was ich hingegen liebe? Zeit zu haben, neue Dinge auszuprobieren – Squash, Skifahren, Freunde treffen. Ich kann mich für sehr viel begeistern, dennoch möchte ich wieder das Feuer finden, etwas wofür ich brenne und wo es wieder kribbelt. Auch hier habe ich wiederum zwei Herzen in der Brust: einerseits empfinde ich dies als sehr anstrengenden und nervigen Prozess, andererseits ist es sehr cool und spannend.
Meine Tätigkeiten bei der Zürich Versicherungen sind ein wichtiger Baustein, um einen weiteren kleinen Schritt in meiner Nachsportkarriere zu bestreiten. Nachdem ich bei der Spitzensportförderung der Armee für den Bund gearbeitet habe, wurden mir diesmal Einblicke in ein Unternehmen von Weltformat gewährt. Leider wichen diese Tätigkeiten zu sehr von jenen Themen ab, die ich in meinem Psychologie-Studium behandle. Dies hat mich letzten Endes dazu bewogen, weiterzuziehen. Aktuell absolviere ich ein Praktikum in der Schul- und Beratungspsychologie. Ab August 2023 suche ich eine Festanstellung in einem 40–50% Pensum, welches sich gut mit meinem Masterstudium ergänzt.