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Zoe Merz, Eishockeyspielerin, bei Evodrop

ZOE MERZ, EISHOCKEYSPIELERIN

Eishockey aus Leidenschaft

05 / 2023

Die Materie ist ein und dieselbe. Ein Grossteil der Woche steht die Hockeyspielerin auf dem Eis, bei unserem Partner Evodrop arbeitet sie in einem 60%-Pensum als Rezeptionistin und administrative Assistentin und hat viel übers Wasser dazugelernt, abgesehen von den Vorzügen des gefrorenen Zustandes. Wir haben nachgefragt, wie Zoe Sport und Beruf kombiniert, welche Ambitionen sie verfolgt und wo die Reise hingehen soll. 

Während der letzten Saison hast du bei den HC Ladies Lugano gespielt, jeweils zwei Spiele pro Wochenende, viele Reisestrapazen und am Montagmorgen wieder ins Büro – wie geht das?

Das geht nur, weil ich auch sehr gerne zur Arbeit gehe. Ich war schon immer auch in meiner Berufswahl sehr ambitioniert. Denn wenn es schon nicht möglich ist, in der Schweiz Frauen Eishockey professionell zu betreiben, dann möchte ich unbedingt einer Arbeit nachgehen, die mir Spass macht und mich weiterbringt.

Bei Evodrop ist dies gegeben. Ich arbeite am Computer, habe aber auch immer wieder den Kontakt zu den Kunden. Ich helfe in der Organisation mit, bearbeite Kundenanfragen und durfte auch schon mehr und mehr bei den Beratungen mit dabei sein. Dafür muss ich aber auch die komplexe Materie Wasser ganz genau kennenlernen. Ein spezielles Erfolgserlebnis: Inzwischen durfte ich auch schon Verkäufe komplett alleine abwickeln.

Ich bin es mir gewohnt, dass die Belastung eher hoch ist, denn schon während der Sekundarschule und meiner Lehre hatte ich einen ausgefüllten Tagesplan, denn ich hatte damals keine Sportlösung, sondern eine reguläre Lehre am Flughafen absolviert. Auch schon damals war es mir wichtig, dass ich einen Beruf wähle, der mir gefällt, unabhängig von der sportlichen Doppelbelastung.

Welche Ambitionen verfolgst du – sportlich und beruflich?

Momentan liegt mein Fokus klar auf dem Eishockey. Mit 20 bin ich in einem Alter, wo es wichtig ist, Fuss zu fassen und Akzente in der Nationalmannschaft zu setzen. Hingegen ist es mir doch auch ein Anliegen, nebenbei ein zweites Standbein aufzubauen und in der Berufswelt vernetzt zu sein und zu bleiben.

Ob ich einmal in eine bessere Liga wie beispielsweise Schweden wechseln möchte? Ich weiss es noch nicht. Auch in Schweden, der besten Liga in Europa, ist es nicht möglich, Eishockey als Beruf auszuüben, resp. Vollprofi zu sein. Hinzu kommt, dass ich meine grossen Ziele von der WM und Olympia auch hier in der Schweiz erreichen kann.

Mit dem OYM sind mir hier in der Schweiz auch sehr gute Trainingsbedingungen gegeben. An zwei Tagen pro Woche kommt eine Auswahl von Spielerinnen zusammen und wir können zusammen auf dem Eis trainieren, aber auch individuell vom Athletiktraining profitieren.

Alles in allem habe ich in der Schweiz die besseren Bedingungen, um gleichzeitig meine sportlichen Ziele zu verfolgen und einen guten beruflichen Weg einzuschlagen. Konkrete berufliche Ziele habe ich mir jedoch noch keine gesetzt.

Was mir während der Zeit in Lugano zusätzlich gefallen hat, war das Italienisch, welches ich verfeinern konnte. Mir war es wichtig, mich anzupassen und gut einzuleben. Ausserdem machen mir Sprachen sowieso unheimlich Spass. Ich bin sehr sprachinteressiert und habe schon die Schule bilingual in Deutsch und Englisch absolviert. Deshalb wollte ich auch unbedingt die Lehre am Flughafen machen.

Du hast eine duale Karriere eingeschlagen, in der du in beiden Karrieren sehr ambitioniert bist. Welche Parallelen siehst du in deiner Persönlichkeit auf und neben dem Eis?

Ich habe ein sehr starkes Pflichtbewusstsein und bin sehr diszipliniert. Da spielt es keine Rolle, ob ich meine sportlichen Ziele verfolge oder meiner Büroarbeit nachgehe.

Ich denke, als Athletin will man immer besser werden und was ich mache, will ich richtig machen.

Hinzu kommt meine reflektive Art, was aber auf dem Eis nicht immer von Vorteil ist. Manchmal würde ich mir wünschen, etwas lockerer sein zu können. Hingegen hilft sie mir in meinem Job umso mehr.

Der Teamgedanke, welcher im Teamsport fundamental ist, nehme ich auch mit in die Arbeit. Mir ist es wichtig, dass immer alle Teammitglieder informiert werden und man gut zusammenarbeitet.

Ich denke, meine Kolleg:innen auf der Arbeit würden mich nicht als laut beschreiben – womit ich nicht scheu meine – sondern einfach nicht die mit der lautesten Stimme und dem meisten Redeanteil. Dies widerspiegelt sich auch im Team. Ich verstehe mich grundsätzlich mit allen gut und finde überall Anschluss.

Welche Entwicklung kannst du im Frauen Eishockey beobachten, beziehungsweise was wünscht du dir?

Die Liga wird von Jahr zu Jahr stärker und es ist eine positive Entwicklung zu erkennen, abhängig aber auch immer von der Anzahl Ausländerinnen, die gerade in der Liga spielen. Viele etablierte Männerteams wollen je länger, je mehr ein Frauenteam integrieren. Das hilft uns, uns weiter zu professionalisieren – bezüglich der Infrastruktur, wie auch finanziell. Es ist schön, bei diesem Umbruch mit dabei zu sein. Ich würde mir wünschen, dass es zukünftig möglich sein wird, die Spielerinnen zu einem gewissen Prozentsatz beim Verein anstellen zu können. Für unsere Generation jedoch ist es kaum vorstellbar, sich zu 100% aufs Hockey zu konzentrieren. Es müsste auch bei uns in den Köpfen ein Umbruch stattfinden, da es für uns unbekanntes Terrain ist und wir uns nur schwer von dem Gedanken lösen können, sich von der Berufswelt in gewisser Weise zu lösen. Ich bin froh, dass ich nebenbei noch bei Evodrop arbeiten kann und meinen Horizont auch in diese Richtung erweitern kann.